Georg Münzel
Regie
Die Frau in Schwarz
Susan Hill und Stephen Mallatratt
Deutsches Theater Göttingen 2022
Regie - Georg Münzel
Ausstattung - Lisa Hartling
mit
Roman Majewski und Ronny Thalmeyer
Fotos Thomas Müller
Presse
Drei Darsteller plus eine Handvoll Requisiten ergeben einen gruseligen Gänsehautabend? Was keiner ernsthaft für möglich hält, wird umgesetzt im Deutschen Theater (DT).
Fast unglaublich, mit wie wenigen Mitteln die Geschichte förmlich zum Leben erweckt wird. Auf der Bühne gibt es nur eine große Kiste und zwei Stühle. Hier zählt die Kunst, aus dem Nichts klare Bilder zu kreieren, hier zählt das Können, viele Dinge, die nicht da sind, zu erspielen. Darin sind Majewski und Thalmeyer groß. Durch die Vorstellungskraft schaffen die Zuschauer sich ihre eigenen Bilder zum Geschehen.
Ein rundum gelungener, unterhaltsamer Abend, bei dem es keine Sekunde langweilig wird.
Ute Lawrenz, HNA
Entschleunigter Grusel - Georg Münzel inszeniert "Die Frau in Schwarz" im Deutschen Theater Göttingen
Ganz fein modelliert Thalmeyer seine Figuren. Nuancen reichen ihm, um den Bahngast, den Kutscher und den Wirt zu zeigen. Das ist beeindruckendes Schauspiel. Eine ganz andere Herausforderung meistert Majewski. Sein Schauspieler, der dem alten Kipps das Mimen lehren soll, ist ein ziemlicher Schmierenkomödiant. Auch den jungen Kipps spielt er souverän. Sehr präzise hat Regisseur Münzel das 75-minütige Stück inszeniert.
Peter Krüger-Lenz, Göttinger Tageblatt
Eine Rätselhafte Geschichte feierte im Keller des Deutschen Theater Göttingens Premiere. Vielleicht handelt es sich ja um eine etwas eigenwillige Theaterprobe, die Georg Münzel für die DT-X Bühne inszeniert hat, und nicht um die Dramatisierung eines Romans von Susan Hill, die für ihre mystisch grundierten Erzählungen von ihrer Leserschaft gefeiert ist. Aber wie das bei rätselhaften Geschichten so ist, darf sich auch das Publikum im DT-Bistro Keller überraschen lassen; von zwei Schauspielern, die sich auch auf Theaterfantasien verstehen, und von einer geisterhaften schwarzen Gestalt, die sich auch in der Bühnenfassung von Stephan Mallatratt vor allem in Schweigen hüllt.
Es wird noch einige unsanfte, komische und erheiternde Unterbrechungen geben, bis sich Ronny Thalmeyer und Roman Majewski auf dramatisch historische Spurensuche in das britische Marschland um 1900 begeben.
Die beiden Chronisten in ihren historischen Kostümen im Stil des viktorianischen Zeitalters müssen sich im Bündnis mit Regisseur Georg Münzel und Bühnenbildnerin Lisa Marlen Hartling einiges einfallen lassen. Schließlich wollen die vielen Schauplätze auf ihrer rätselhaften Odyssee auch angemessen zur Wirkung kommen. Sie haben dafür nur ein paar Stühle und eine Holzkiste zur Verfügung, aber damit ist eine Bahnreise ebenso möglich wie eine Kutschfahrt und ein Ritt, während es rattert und zuckelt oder aus den Lautsprechern quietscht und pfeift. Und warum sollte es sich auf Holz nicht ebenso alptraumgefährdet schlummern lassen wie auf einem historischen Plüschsofa mit vielen Kissen.
Ein bisschen durfte auch die DT-Requisite hinter der verschleierten Bühnenrückwand zaubern, wo ein verlassenes Kinderzimmer des Rätsels tragische Lösung birgt, das sich bald darauf in einer Schatulle mit alten Briefen bestätigt.
In zeitgenössischen Fantasy-Erzählungen mag es fantastischer, aufregender und abenteuerlicher zugehen als in einer Geschichte mit historischen Figuren, klassischen Spukgestalten und den finsteren Flüchen, die sie verbreiten. Um so mehr fasziniert dieser Abend als Theaterfantasie für zwei Schauspieler, die mit ihren Figuren aus ihrem kreativen Fundus schöpfen können.
Tina Fibiger, Kulturbüro Göttingen